Berlin, 5.2.2017

Pressemitteilung zum Stadtquartier Schöneberger Linse:

Das Konzeptverfahren für Grundstücke in der Nähe des Bahnhofs Südkreuz geht in die zweite Phase – taugt es als Mittel zu einer sozialen Neubaupolitik in Berlin?

Das LINSE Hausprojekt stellt sich dem Verfahren und versucht das eigentlich Unmögliche.

WER WIR SIND?

Wir, das LINSE Hausprojekt, haben uns für ein Grundstück im Rahmen des Konzeptverfahrens beworben und wollen ein Haus neu bauen mit:

  • Gemeinwohlorientiertem Gewerbe im Erdgeschoss

  • Niedrigen Mieten, über die zeitliche Befristung einer Wohnungsbauförderung hinaus
    und für möglichst alle Mieter*innen im Haus

  • Selbstverwaltung durch die Mieter*innen

  • Schutz gegen Rückumwandlung in Eigentum

  • Innovativen Ideen und Input für künftige Neubauten in Berlin

Finanzieren und verwalten möchten wir unser Haus mithilfe des Modells des Mietshäuser Syndikats. Ein bewährtes Konzept, das auf Selbstverwaltung und Solidarität auch zwischen den Hausprojekten bundesweit setzt (http://www.syndikat.org/de).

Damit bieten wir eine Alternative zum renditegetriebenen Wohnungsneubau und wollen uns ganz praktisch in die Diskussion um eine neue Mieten- und Neubaupolitik in Berlin einmischen.

WIE HILFREICH IST DABEI DAS INSTRUMENT KONZEPTVERFAHREN?

Als LINSE Hausprojekt haben wir die zweite Stufe des Konzeptverfahrens erreicht und entwickeln jetzt unser konkretes Konzept für das Grundstück.

Dabei gibt es etliche Hürden zu überwinden, um ein soziales und nachhaltiges Angebot für Mieter*innen und den Kiez zu erarbeiten.

> Die Berliner Förderregelungen für Wohnraum, der für WBS-Berechtigte zur Verfügung gestellt wird, führen automatisch dazu, dass Mieter*innen ohne WBS-Anspruch eine relativ hohe Miete bezahlen.

> Es gibt im Konzeptverfahren keine verlässlichen und mittelfristig vorhersehbaren Abläufe, was Deadlines und Anforderungen betrifft, – das verlangt von Bewerber*innen, die nicht als finanz- und personalstarke Immobilienfirma aufgestellt sind, ein außergewöhnlich hohes Maß an Engagement und Flexibilität.

> In Berlin dürfen landeseigene Grundstücke nach wie vor nicht unter dem Verkehrswert verkauft werden, was die Mietpreisgestaltung negativ beeinflusst.

Mit anderen Worten: Es braucht (teure) professionelle und flexible Abläufe im Laufe des Verfahrens aufseiten der Bewerber*innen, die zudem allein für das Grundstück viel Geld in die Hand nehmen müssen und zugleich sozial, kiezstabilisierend und innovativ wirken sollen – das ist und bleibt ein Widerspruch. Auch die Vorkosten, die unabhängig vom Ausgang des Verfahrens zu bezahlen sind, bilden eine hohe Hürde.

Aber wir geben nicht auf: In der Seumestraße ist es Mieter*innen kürzlich gelungen, ihr Haus in Kooperation mit dem Mietshäuser Syndikat zu erwerben. Auch wir lassen uns unseren Traum vom gemeinsamen und solidarischen Wohnen nicht nehmen. Bei unserem Neubauprojekt für ca. 90 Menschen werden wir allerdings nur erfolgreich sein, wenn wir auf Solidarität von vielen Menschen setzen können, die uns mit Darlehen und Engagement unterstützen!

Mehr Info: www.schoeneberger-linse.de
Kontakt: info@schoeneberger-linse.de

Wir freuen uns auf Interviewanfragen!