im Mietshäuser Syndikat

Schlagwort: konzeptverfahren Seite 2 von 3

Über Konzepten brüten

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Die Linsen brüten über Konzepten. Sie feilen, schrauben, backen. Was wohl dabei rauskommt?

 

Hürde genommen. Es geht weiter.

Kurz vor Weihnachten war es plötzlich so weit. Das Verfahren erwachte aus tiefem Schlaf und brachte frohe Kunde: Alle Gruppen, die auf dem Baufeld 08 ein Projekt nach dem Mietshäuser Syndikats-Modell anstreben, waren eine Runde weiter.

Hurra, die erste Hürde ist genommen! Wie aber weiter?

Bei aller Freude über das verfrühte Weihnachtsgeschenk stellte sich schnell auch Ernüchterung ein. Knapp drei Monate Zeit, der Start zwischen den Jahren eher suboptimal gelegen und inhaltlich weiter hohe Anforderungen, Widersprüche und Unwägbarkeiten. Eine kostenintensive Detailplanung, soziale und ökologische Ansprüche bei gleichzeitig hoher Gewichtung des Kaufpreises und das ganze Paket bis zum Ende komplett unter Vorbehalt.

Also alles wie gehabt, ein Parcours, der nur auf Sicht zu fahren ist, und eine Veranstalterin, die zu jeder Zeit das Rennen abpfeifen kann.

Die Projekte und Initiativen des Mietshäuser Syndikats teilen ein Selbstverständnis, das einerseits auf Solidarität und andererseits auf großen individuellen Spielräumen und einem hohen Maß an Pragmatismus beruht. Interne Verteilungskämpfe werden vermieden; was möglich erscheint, wird ressourcenorientiert angegangen. So gärte über den Jahreswechsel die Frage, lässt sich unter diesen Prämissen ein Konzeptwettbewerb dieser Machart bestreiten? Und wenn ja, wie?

Der anbrechende Januar brachte Temperaturen um den Gefrierpunkt, kühle Köpfe und am Ende Klarheit. Die beteiligten Gruppen trafen sich zu Beratung und Austausch. Trotz allgemeiner Freude über den synchron durchgeführten Sprung über die erste Hürde setzte sich schnell die Einsicht durch, dass es wenig konstruktiv wäre, parallel und damit in Konkurrenz zueinander weiterzumachen.

Der gemeinsame Beschluss lautet daher: INES e. V. wird das Feld überlassen, die anderen ziehen sich zurück.

Zwei große Hoffnungen sind hiermit verknüpft. Erstens, dass INES den Wettbewerb gewinnt und damit zeigt, dass Projekte dieser Größenordnung und mit diesem Schwierigkeitsgrad von Mietshäuser Syndikats-Gruppen zu stemmen sind. Und zweitens, dass es bald wieder Verfahren geben wird, die unter den neuen politischen Rahmenbedingungen endlich fair und transparent sein werden.

INES wird das Verfahren rocken und das LINSE HAUSPROJEKT ans Ziel bringen. Dies kann aber nur mit breiter und nachhaltiger Unterstützung gelingen. Wer eine solidarische und soziale Stadt von unten möchte, hat hier die Möglichkeit, konkret etwas dafür zu tun. Support Welcome. (fh)

Linsen mit Milch und Käse – oder neu gemischte Karten?

Wirklich überraschend ist es nicht – das Konzeptverfahren kommt ins Stocken. Die zweite Verfahrensstufe zur „Schöneberger Linse“ startet in nicht absehbarer Zeit. Bevor es weitergehen kann, sieht das zuständige Berliner Immobilienmanagement (BIM) noch weiteren Prüfungsbedarf.

Die Bewerber*innen können wieder raus aus den Startblöcken. Beine ausschütteln, locker machen, jetzt nicht verkrampfen, den Kopf freimachen.

Fokussieren und auf die eigenen Stärken vertrauen bringt in diesem Fall aber leider nicht viel. Wer sich auf das Rennen „Konzeptverfahren in Berlin“ einlässt, kann sich zu keiner Zeit darauf verlassen, die zu bewältigende Strecke zu kennen, sie mal eben im Kopf durchgehen zu können. Auch nach dem Startschuss wird im Hintergrund an Streckenführung und Grundkonzept gebastelt. Wer sich auf Sprint einstellt, hat gleich verloren; es geht um Langstrecke, Hindernislauf und immer wieder um plötzlich auftauchende Hürden, das Ganze gerne auch mal auf Marathondistanz.

Auch nach Jahren stadtpolitischer Auseinandersetzungen auf Straßen und an runden Tischen bleibt der Eindruck bestehen, dass sich die Liegenschaftspolitik zwar in einem andauernden Reformierungsprozess befindet, die eigentlichen Weichenstellungen und Entscheidungen aber weiterhin in Hinterzimmern und Kungelrunden stattfinden bzw. gefällt werden. Wenn es um Liegenschaften geht, bleibt die Berliner Politik so transparent wie ein Glas Milch.

Abgesehen vom Ärgernis eines milchigen Politikverständnisses, mag die aktuelle Verzögerung aber Gründe haben, die sich positiv auswirken könnten. Es ist nicht abwegig, zu vermuten, dass die gegenwärtigen Koalitionsverhandlungen ihren Teil zum Stocken des Prozesses beitragen. Die Karten im Hinterzimmer werden gerade neu gemischt.
Auch hinsichtlich der Stadtentwicklungspolitik? Es macht wenig Sinn an dieser Stelle über Personalien zu spekulieren. Festzuhalten ist dennoch, dass einige der zukünftigen Entscheidungsträger*innen für deutlich andere Akzentuierungen in der Stadtpolitik stehen.

Wäre es nicht gerade jetzt an der Zeit, auf die Webfehler und Widersprüche dieses und bereits durchgeführter Konzeptverfahren hinzuweisen?
Warum sind Verwaltung und Politik nicht in der Lage oder Willens, ein Verfahren durchzuführen, bei dem für alle Beteiligten von Beginn bis zum Ende klar ist, was en detail erwartet wird? Wieso werden soziale und kulturelle Ziele formuliert, die durch die starke Gewichtung des Kaufpreises konterkariert werden? Warum fehlen konkrete Bewertungskriterien, die die allgemein gehaltenen Formulierungen über stadtpolitische Ziele wie stärkere Nutzungsbindung, Bevorzugung von gemeinwohlorientierten Konzepten, Kiezbezug, soziale Mischung, Barrierefreiheit, lange Mietpreisbindung, Mieter*innenmitbestimmung, Transparenz, etc. pp., auch Wirklichkeit werden lassen?

Es würde einer neuen Regierung mit anderen stadtpolitischen Zielsetzungen und Priorisierungen gut zu Gesicht stehen, wenn einmal das Gegenteil vom Gewohnten passieren würde: Statt zusätzliche Hindernisse und Hürden in einem Konzeptverfahren aufzubauen, könnten vorhandene abgebaut und Widersprüche abgeräumt werden.

Im Augenblick müssen sich die Bewerber*innen im Konzeptverfahren mit undurchsichtig-milchiger Politik herumschlagen, die auch noch ins Stocken kommt. Wenn Milch stockt, flockt sie auf und verklumpt, Käse entsteht. Stadtpolitisch wurde in Berlin in den letzten Jahrzehnten viel produziert, das zum Himmel stinkt. Es ist Zeit, Abschied von der Milch zu nehmen, bevor diese endgültig sauer wird. (fh)

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